1000 Krankheiten 1001 Ursache oder doch Einheitsmedizin?

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Nur mal kurz zum Arzt jetten und ein Rezept holen. Bin bald wieder da, oder wenn´s doch wieder länger dauert.
In unserer schnelllebigen Zeit ist es uns ganz recht, wenn wir mal kurz zur Apotheke rennen und eine einfache und effiziente Standartlösung für unser Leiden präsentiert bekommen.
So einfach ist es zumeist aber nicht. Oftmals will und will der Schnupfen, der Husten oder der lästige Kreuzschmerz nicht verschwinden. Dann fängt die Odyssee an. Man pilgert von einem zum nächsten Arzt oder Therapeuten. Das Leiden jedoch bleibt hartnäckig bestehen.

Hierzu gibt es schon von Avicenna (persischer Arzt) folgende Anekdote:
Eines Tages brachte man Ibn Sina eine Blinden zur Behandlung. Nach einer gründlichen Untersuchung verordnete er dem Kranken das passende Heilmittel.  Ein Schüler des großen Arztes sollte Honig, Kräuter, und noch einige andere Zutaten mischen und daraus eine Kompresse für die Augen formen. Diese sollte über Nacht auf den Augen verbleiben. Der Schüler hielt sich genau an die Anweisungen seines Meisters und am nächsten Tag konnte der Blinde wieder sehen.
Der junge Lehrling war begeistert von dem Erfolg. Mit der gewonnenen Erkenntnis rührte der Schüler für seinen Bekannten, der auch fast  blind war, die selbe Tinktur an und machte Schritt für Schritt das selbe Prozedere. Am nächsten morgen waren die Augen des Mannes zerstört und er war völlig erblindet.
Verzweifelt lief der Schüler zu seinem Meister: „ Ich hab alles genau nach Ihren Anweisungen gemacht, warum hat es nicht geklappt?“ Avicenna schüttelte nur den Kopf und erwiderte daraufhin:“ Blindheit kann viele Ursachen haben: Trockenheit, Feuchtigkeit, Hitze, etc. Bei 1000 Blinden gibt es 1000 verschiedene Ursachen.“
Er schickte den Schüler weg, er sollte lieber Bäcker werden als Arzt.

Der Arzt, Therapeut und Patient müssen sich gemeinsam auf die Suche machen: Woher kommt die Krankheit und was kann die verlorene Harmonie wieder herstellen? Manchmal führt ein mühevoller und steiniger Weg auf den Berg der Gesundheit. Aber es zahlt sich aus: Das Gipfelglück ist vollkommen!

Im KreiseMarie Ebner-Eschenbach (1830-1916)

Das eilende Schiff, es kommt durch die Wogen
wie Sturmwind geflogen.
Mit Jubel verkünden der Stimmen gar viele:
Wir nahen dem Ziele!
Der Fährmann am Steuer nur stöhnet leise:
Wie segeln im Kreise!

Wie auch in dem Gedicht passiert es uns auch, dass wir blind sind und immer wieder die falsche Medizin anwenden weil es doch auch bei meiner Nachbarin geklappt hat. Aber eben schon Ibn Sina stellte fest, dass jeder Mensch einzigartig ist und diese eigene persönliche Note muss erkannt werden, damit man nicht  im Kreise fährt, sonder das Ziel der Genesung erreichen kann. In welchem Kreis fahren Sie ihr Schiff und welche Medizin ist ihr Kompass zum Horizont?

Abu Ali al-Husain ibn Abdullah ibn Sina auch Ibn Sina, wird im latinischen Avicenna genannt. Er war ein persischer Arzt, Physiker, Philosoph, Jurist, Mathematiker, Astronom, Alchemist und Musiktheoretiker aus Chorasan in Zentralasien und zählt zu den großartigsten Ärzten seiner Zeit. Geboren wurde er 980 in Bukhara, gestorben ist er 1037 in Hamadan, Persien. Seine Lehren haben 700 Jahre lang unsere Breitengrade stark beeinflusst. Bereits mit 18 Jahren war sein Ruf als Arzt so bedeutend, dass ihn der samanidische Herrscher Nuh ibn Mansur (976-997) in seine Dienste aufnahm. Es wird behauptet, dass Ibn Sina 21 Haupt- und 24 Nebenwerke in Philosophie, Medizin, Theologie, Geometrie, Astronomie und andern Gebieten verfasst hatte und die Medizin zu der Zeit revolutionierte.

 

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Quellen: The Canon of Medicine, Avicena, adapted by Laleh Bakhtiar, Great Books of the Islamic World, Inc 1999
Abenteuer Philosophie, Nr 127, 1/2012