Ersatzteile im Mensch – Alles kann repariert werden!

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Alles kann repariert werden, Maschine Mensch

Alles kann repariert werden, Maschine Mensch

Nichts ist einfacher geworden als sich das neueste Teil aus Titan einbauen zu lassen. Schnell einen Termin beim Orthopäden vereinbaren und dann geht es schon Richtung OP. Alles läuft wie geschmiert. Anschließend noch eine Reha um wieder ganz der Alte zu werden. Oder etwa doch nicht?

Letzte Woche hat sich für mich wieder meine therapeutische Meinung bestätigt: Der persönliche Einsatz des Patienten ist ausschlaggebend über die Wahl der Therapie und vor allem auch über den Ausgang.
Eine Kundin erzählte mir, dass sie mit Freuden ein Skiwochenende verbracht hat. An sich eine Wunderbare Sache. Sie ist eine sehr körperbewusste Frau und versucht ihre eigenen Wehwechen über einen ganzheitlichen Ansatz zu behandeln. Dieser Einstellung nach kann man nachvollziehen, dass sie total geschockt war, als ihr Bekannter ganz trocken erklärte, dass er sich im Frühjahr sein Knie operieren lässt und am besten eine Knie-TEP (Totale Endoprothese) einbauen lassen will. Er möchte verhindern, dass die langsam beginnenden Schmerzen zu einem handfesten Problem werden. Als aufgeklärter und fitter Mann mitte fünfzig ist für ihn ganz klar: alles im Körper kann man austauschen und reparieren.

Die landläufige Meinung ist, dass mir nichts dir nichts ganz unproblematisch „frische“, neu polierte Teile in den Körper eingesetzt werden können. Danach soll alles wieder wie neu sein. Man soll sich wieder fühlen wie neu geboren. Ich möchte ein  Beispiel aufzeigen, dass dieser Gedankengang vielleicht doch den einen oder anderen Haken hat. Stellen Sie sich eine Maschine vor, in die ein neues Zahnrad eingebaut wird. Dieses Rad muss aber in die noch bestehenden alten Räder eingreifen und ein funktionierendes Zusammenspiel bilden. Hier ist bestimmt vorstellbar, dass dem nicht so ist, oder es dann hier und da zu Reibungen kommen wird. Die beiden alten Zahnräder haben sich im Laufe der Zeit aneinander geformt und tadellos miteinander gearbeitet, das neue Teil muss erst „angepasst“ werden und führt in den meisten Fällen dazu dass das nächste Bauteil schneller verschlissen wird. Das Selbe passiert auch im Körper. Jedoch wird wahrscheinlich nicht das harte Metall nachgeben, sondern die nächste anatomische Struktur der Folgekette.

Die neuesten Studien zeigen, dass zum Beispiel Hyaluronsäure-Injektionen zu häufig und zu schnell eingesetzt werden. Vor allem die Risiken wie Entzündungen und Schwellungen werden nicht beachtete oder einfach ausgeblendet. Die Besserungen sind nach wenigen Monaten bereits nicht mehr nachweisbar. Schmerzen wurden nur kurzfristig gelindert. Konservative Maßnahmen liegen langfristig klar im Vorteil wie zum Beispiel Gewichtsreduktion, Physiotherapie und gelenksschonende Aktivitäten.1

Ebenso fanden Forscher heraus, dass bei einer Arthrose im Knie es wenig bis keinen Unterschied zwischen Arthroskopie, Placebo-Bahandlung (nur anritzen der Haut), oder konservativer Physiotherapie gibt.2

Was in allen Fällen und Studien ermittelt werden kann ist, dass es auf den Patienten selber ankommt, welche Maßnahmen er ergreifen will. Vom fachlichen Standpunkt kann auf jeden Fall im ersten Schritt eine konservative Therapie versucht werden. Falls keine Besserung eintritt, ist es immer noch möglich mit einer Operation eine Verbesserung der Beschwerden zu erreichen. Ausschlaggebend ist besonders auch die oben genannte Mitarbeit des Patienten. Wer fleißig ist und sich dem Neuaufbau widmet wird später mit neuer Vitalität belohnt werden.

 

1) Physiopraxis, September 2014, 12. Jahrgang, Heft Nr 9, S 13
2) Physopraxis, Oktober 2013, 11. Jahrgang, Heft Nr 10, S 23
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