Körperkult und Leistungswahn

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Leistungsdruck-Spitzensport-Hobbysport

Montagmorgen im Büro. Das wichtigste Thema: Wer hat die meisten Höhenmeter absolviert, wie viele Gipfel wurden an den vergangenen Tagen geschafft und wer wirklich der Beste sein will muss natürlich noch 120 km am Rad absolviert haben.

Wenn man das so hört und selbst ein entspanntes Wochenende genossen hat mit gemütlichen Spaziergängen, einfach einmal in der Sonne sitzen die Wärme des aufkommenden Frühlings genießen und ein Buch spannendes Buch lesen, bekommt spätestens nach dem 4. Gipfelsieg des Kollegen ein schlechtes Gewissen.

Wo bringt uns aber der Leistungsdruck hin? Spätestens wenn die erste Euphorie des Erzählenden verpufft ist, bekommt man eine Einblick in die kleineren und größeren „Kollateralschäden“ die Körper und Psyche ein weiteres Mal einstecken mussten. So scheint das eigene Wochenendprogramm doch nicht vom Mars zu sein. Denn wenn die Endorphine am Dienstag langsam zur Neige gehen so fragt man sich was bleibt? Hat man den Marathonevent nicht einfach nur überlebt statt erlebt, welche Nachbeben ergeben sich daraus.

Leider orientiert sich die Gesellschaft an äußeren Höchstleistungen. Verständlicherweise, denn der Grad der inneren Entwicklung lässt sich nicht so leicht erkennen. Es bedarf schon einen genaueren Blick auf den Menschen um hinter die Fassade zu schauen. Welche Werte besitzen wir also? Oder was ist uns unser Leben wert? Sokrates der griechische Philosoph führt als das Höchste Gut das Glück an. Für ihn ist das Glück untrennbar mit den Tugenden und Werten verbunden. Das bedeutet dass man die Prinzipien umsetzt und somit Stück für Stück ein moralisches Leben aufbaut.

Was heißt es jetzt sich auf einen Ironman-Wettbewerb vorzubereiten? Wenn man die Bewegung und die Herausforderung im höchsten Sinne nutzt so übt man jeden Tag sich zu überwinden, man schult seinen Willen, es wird ein Rhythmus aufgebaut der dem Leben Struktur und Energie gibt und besonders den Körper vitalisiert und stärkt. Die Schattenseite eines solchen Mammut-Projektes sind ein übertriebener Ehrgeiz, Sport als Sucht, Raubbau am Körper zu betreiben und zu allerletzt verliert man ganz den Kontakt und die gesunde Wahrnehmung zu sich selbst.

Eine gesunde Überanstrengung lässt den Mensch wachsen und über sich hinaus wachsen. Dies ist jedoch eine Gradwanderung und der Abgrund der ungesunden Überanstrengung ist nicht weit entfernt aber umso tiefer. Der Körper wird es nicht danken und auch das kurzfristige Glück nach dem Wettbewerb verfliegt rasch, sodass man sich ohne Pause in das nächste Abenteuer stürzt.

Laut Sokrates Entsteht Glück wenn alle Lebensprinzipien in Harmonie und Einklang gebracht werden. Nur wer die Weisheit besitzt sich selbst zu führen und alle Ebenen seinen Ressourcen entsprechend nutzt wird den Wert des Beständigen. Es Bedarf eine Ausgewogenheit zwischen Ruhe und Anstrengung. Ein weiterer Stolperstein in diesem Sinne kann aber auch sein, dass man aus falscher Bequemlichkeit in ein Mittelmaß absinkt und keine Spitzen in die eine oder andere Richtung erlebt. Wenn man auf eine große Leistung zurück blickt, auf eine große Anstrengung nach einem intensiven Projekt oder einer 6 stündigen Wanderung, so kann man sich das Gefühl des Glücks herbei holen. Auch wenn man sich auf einen besinnlichen Tag in der Natur erinnert erlebt man ein tiefes inneres Gefühl der Zufriedenheit. Was diese Tage aber gemeinsam haben ist das Bewusstsein. Eine Ausrichtung sich selbst zu verbessern oder für sich eine Erholung zu erreichen um wieder die Balance in sich her zu stellen. Es braucht also immer eine mentale und körperliche Anstrengung um im Gegenzug den Körper oder den Mental zu entspannen. Und fern ab des Ganzen Leistungsdrucks und falschem Ehrgeiz steht das eigene Selbst das jeder gern entfalten möchte.

Wenn also Laufen, Walking, Heubäder und Massagen dazu verhelfen einen höheren Sinn im Leben zu finden. Mehr Erkenntnis über sich und die Natur zu erlangen, so haben alle Aktivitäten ihre Aufgabe erfüllt.